- Währung: Optimale Währungsräume
- Währung: Optimale WährungsräumeBeim Übergang von national autonomen Währungen zu einer gemeinsamen Währung (Währungsunion) entstehen Kosten und Nutzen. Die Errichtung eines einheitlichen Währungsraumes oder der Beitritt zu einem solchen ist dann gesamtwirtschaftlich lohnend für ein Land, wenn sein Nutzen die Kosten übersteigt.Kosten und Nutzen eines einheitlichen WährungsraumesDie Theorie optimaler Währungsräume nennt die Kriterien, anhand derer der Beitritt zu einem einheitlichen Währungsraum (Währungsintegration) beurteilt werden kann. Der erwartete Nutzen eines gemeinsamen Währungsraumes betrifft insbesondere positive Effekte auf Außenhandel und Wirtschaftswachstum. Kosten für den Umtausch von Währungen fallen weg. Außerdem sind internationale Aktivitäten von Unternehmen ohne Wechselkursschwankungen weniger risikoreich. Die Einnahmen in inländischer Währung hängen dann nicht mehr von der manchmal stark schwankenden Entwicklung des Wechselkurses ab. Neben diesen positiven Effekten einer Währungsunion gibt es aber auch mögliche schädliche Konsequenzen. Der Verlust von nationalen monetären Anpassungsmechanismen ist es, der im Wesentlichen die Kosten einer gemeinsamen Währung verursacht. Bei einem Beitritt zu einer Währungsunion wird die Autonomie der Zinspolitik aufgegeben. In der Europäischen Währungsunion (EWU) bestimmt die Europäische Zentralbank die Leitzinsen für das gesamte Währungsgebiet. Die Zinspolitik kann daher nicht mehr national durchgeführt werden. Da es per definitionem nur noch einen Außenwert gegenüber Drittländern gibt, können Wechselkursanpassungen ebenfalls nicht mehr zu einem Ausgleich unterschiedlicher wirtschaftlicher Entwicklungen zwischen den EWU-Ländern führen.Wie hoch die Kosten des einheitlichen Währungsraumes im Endeffekt sind, hängt zum einen davon ab, wie ähnlich die wirtschaftliche Entwicklung der Teilnehmerländer künftig verläuft. Bewirkt die gemeinsame Währung eine stärkere Annäherung der Wirtschaftsstrukturen und Konjunkturverläufe in den Ländern (wirtschaftliche Konvergenz), werden diese von einem Schock bzw. einer wirtschaftlichen Krise ähnlich getroffen (symmetrischer Schock). Zum anderen werden die Kosten der gemeinsamen Währung dadurch bestimmt, ob im Fall eines asymmetrisch wirkenden Schocks (ein Schock, der die Länder unterschiedlich trifft) alternative Anpassungsmechanismen stärker eingesetzt oder effizienter arbeiten können als vor dem Übergang zur einheitlichen Währung.Die Geschichte der TheorieDer kanadische Volkswirtschaftler Robert Mundell (* 1932) betrachtete 1961 zum ersten Mal die Problematik eines einheitlichen Währungsraums. Danach ist der Eintritt in eine Währungsunion nur dann wohlfahrtssteigernd, wenn in den Teilnehmerländern die Produktionsfaktoren ausreichend mobil sind. Kommt es zu einem asymmetrischen Schock, sind Wechselkursänderungen in einer Währungsunion nicht mehr möglich. Arbeitskräfte und Kapital können bei ausreichender Mobilität aber von einer Region in eine andere wechseln und damit einen Beitrag zum Ausgleich auftretender Störungen leisten.In einem anderen grundlegenden Ansatz wird der Offenheitsgrad eines Landes betont. Besonders offene Volkswirtschaften profitieren am wenigsten von einer Abwertung. Eine Abwertung der Inlandswährung erhöht die Importpreise. Da die sehr offene Volkswirtschaft viele Güter aus dem Ausland importiert, verstärkt die Importpreiserhöhung die Inflation im Inland. Dies macht die ausgleichende Wirkung des Wechselkursinstrumentes wieder zunichte. Besonders offene Volkswirtschaften verlieren damit kein nützliches Instrument beim Eintritt in einen einheitlichen Währungsraum mit ihren wichtigsten Handelspartnern. Ein sehr wichtiger Anpassungsmechanismus ist die Flexibilität von Preisen und Löhnen. Verliert eine Region, ein Sektor oder sogar ein Land durch einen asymmetrischen Schock an Wettbewerbsfähigkeit, kann es durch eine Anpassung von Preisen und Löhnen (genauso oder sogar effektiver als früher durch eine Abwertung) wieder konkurrenzfähig werden.Ein weiteres mögliches Ausgleichsinstrument sind währungsunionsweite Finanztransfers, mit denen die wirtschaftlich starke Region die wirtschaftlich schwache Region unterstützt. Ein solcher Finanztransfer ist jedoch immer mit politischen Fragen, länderübergreifenden Streitigkeiten über die Gerechtigkeit von Zahlungen an das Ausland usw. verbunden. Beim Auftreten asymmetrischer Schocks hängt es von der Einsatzmöglichkeit und der Funktionsfähigkeit der Anpassungsinstrumente ab, ob der Währungsraum allen Ländern wirtschaftlich nützt. Mögliche Konsequenzen für die EWU: Optimisten verweisen auf den hohen Grad an wirtschaftlicher Konvergenz in den Teilnehmerländern, wozu besonders der Europäische Binnenmarkt beigetragen hat. Durch die EWU werde sich die Konvergenz noch verstärken. Pessimisten sehen die weiter bestehenden strukturellen Unterschiede, unzureichende Arbeitsmobilität, Lohnflexibilität und Finanztransfers und befürchten einen Anstieg der Arbeitslosigkeit.
Universal-Lexikon. 2012.